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Regretting Motherhood — oder Embracing Shadows?

Aktualisiert: 9. Juli

Vor 5 Jahren hat mich jemand ganz Besonderes zur Mama gemacht und seitdem ist kaum ein Tag vergangen, an dem ich nicht überfordert war. Überfordert von einer Rolle, deren Regeln ich nicht kannte. Überfordert davon, was diese kleine Seele in mir auslöst, was sie in mir hochholt. Doch bereue ich deswegen meine Mutterschaft?


Foto von Kim Aileen Zambellini

Ganz ehrlich? Gefühlt bereitet dich kein Kurs der Welt darauf vor, was es wirklich bedeutet, Mama zu werden. Ja, ich bin naiv an die Sache herangegangen, aber es ist nicht so, als hätte ich mich nicht vorbereitet. Ich habe einen Hypnobirthing Kurs gemacht, mich mit den Bedürfnissen eines Babys beschäftigt, mich über Abhalten, Windelfrei, Baby Lead Weaning und co. informiert und war mir sicher, dass ich die „perfekte“ stillende Mama mit Familienbett und Tragebaby sein würde. Konnte ja nicht so schwer sein.


Guess what? Das hilft dir alles nichts, wenn du plötzlich herausfindest, dass du überhaupt nicht gerne Mama bist. Und ja, es ist vollkommen in Ordnung, das nicht zu mögen und das auch laut auszusprechen. Ich muss es nicht lieben, mich 24/7 um mein Baby bzw. um mein Kind zu kümmern. Ich muss nicht in der Mutterrolle aufgehen. Schon gar nicht in der, die die Gesellschaft uns vorgibt. Aber die Erkenntnis ist erstmal hart.


Vor allem, wenn ihr jemand seid, wie ich damals, die dachte, sie wüsste, wer sie ist, aber genaugenommen keinen blassen Schimmer davon hatte. Ich war schon immer wissenschaftlich unterwegs, mein Verstand war stark ausgeprägt und im Grunde hatte ich ein sehr stabiles Leben. Da konnte ein Baby nicht wirklich etwas dran ändern. Dachte ich. Was ich nämlich nicht hatte, war die Verbindung zu mir selbst und den tiefer liegenden Themen. Und so konnte ich gar nicht wissen, dass ich das Mama Sein absolut nicht mögen würde oder was es mit mir machen würde.


Nach der Geburt war ich hoffnungslos davon überfordert, überhaupt keinen Raum mehr für mich alleine zu haben. Unser Baby war 24/7 an oder auf mir, stillte oft stundenlang, wurde getragen und schlief bei uns im Bett. Auch rückblickend würde ich nichts daran ändern. Dass es mir jedoch die Luft zum Atmen nahm, ist ein Fakt, der sich nicht schön reden lässt. Und erst mit der Eingewöhnung unseres knapp 2-Jährigen wurde mir all das bewusst. Bis dahin merkte ich noch nicht mal, dass ich mich mehr und mehr verlor. Dass ich überhaupt nicht mehr wusste, wer ich eigentlich war und was meine eigenen Bedürfnisse waren.


Mit dem Start der Eingewöhnung in die Krippe merkte ich, wie ich wieder Luft zum Atmen bekam, wie ich mir wieder Raum für mich nehmen konnte, ohne dass jemand die ganze Zeit an mir klebte.  Wie ich wieder klarer denken konnte. Und so kam auch in diesem Zeitraum Human Design in mein Feld. Es war wieder Platz für Neues in meinem Leben. Wie ihr vielleicht in einem meiner anderen Blogbeiträge gelesen habt, war es für mich als „Wissenschaftlerin“ alles andere als leicht, eine neue, spirituelle Perspektive zuzulassen. Aber in Kombination mit meinen Ausbildungen in Energiearbeit, in meinem Fall deltaCure®, konnte ich so immer mehr zu mir selbst werden und mich rückverbinden — und all das loslassen, was gar nicht zu mir gehörte.


Dieser Prozess braucht Zeit. Genau genommen ist es ein lebenslanger Prozess. Und er kann mitunter sehr schmerzhaft sein, weil sich viel aus dem Leben verabschiedet, das nie dorthin gehört hat, wie z.B. der Job oder Freund:innen. Außerdem können die unterschiedlichsten Themen ans Tageslicht kommen, die bislang gut in Schach gehalten werden konnten, weil wir einfach nicht hinschauen MUSSTEN. Und das kann zum Teil heftige körperliche Auswirkungen haben. In meinem Fall bin ich volle Kanne in eine Schilddrüsenüberfunktion geschlittert und das war alles andere als lustig. Aber es hat mich dazu gezwungen hinzuschauen.


Auch ich habe mich eine zeitlang mit Regretting Motherhood beschäftigt. Denn mit den Bedürfnissen nach Raum nur für mich, der Abscheu gegenüber der Bedingungen, die klassischerweise an eine Mutterschaft geknüpft sind, und dem nicht-gerne-Mama-Sein konnte ich mich durchaus identifizieren. Ich fühle Mamas sehr, die ihre Mutterschaft bereuen, und ich bin ihnen dankbar, dass sie dieses Thema publik machen. Denn niemand muss die Rolle der Mama lieben. Dafür sind wir Menschen einfach viel zu individuell.


Dennoch bin ich einfach nur dankbar, dass mich unser Kind und meine Mutterschaft jeden Tag auf’s Neue herausfordern — und auch immer noch überfordern — und mich so dazu zwingen, an meinen eigenen Themen nicht länger vorbeizuschauen. Dass ich gezwungen werde, meine Themen tatsächlich anzugehen und an mir zu arbeiten. Das Leben wird leichter und bunter und erfüllter, wenn man tatsächlich hinschaut und den Schmerz überwindet. Wenn man den Mut hat und etwas verändern möchte.


Ich liebe unser Kind über alles und ich würde um nichts in der Welt anders machen. Ich würde mich immer und immer wieder für unser Kind entscheiden. Für diese quirlige Seele, die nicht nur unsere Welt auf den Kopf stellt, sondern auch allen anderen so sehr zeigt, wo es im System überall kriselt. Diese Seele, die hier ist, um die Welt um uns herum zu revolutionieren. Sie hat sich mich als Mama ausgesucht und ich werde mein Bestmögliches tun, um ihr den Raum zu geben, die sie zum Entfalten braucht. Und wenn es sein muss, werde ich mich jederzeit schützend vor sie stellen und die Mama sein, die sie in dem Moment braucht — selbst wenn es mich überfordert und an den Rande meiner Kräfte treibt.


Wie kann ich etwas bereuen, das mir so viel persönliches Wachstum schenkt?

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