Human Design — spiritueller Humbug?

An Human Design kommt man mittlerweile fast nicht mehr vorbei, wenn man in die spirituelle Szene eintaucht, und selbst im Mainstream ist das Tool der Persönlichkeitsentwicklung bereits weit verbreitet. Zu mir kam Human Design an einem „kritischen“ Punkt in meinem Leben und veränderte ALLES. Doch ist Human Design wirklich so toll oder ist Human Design spiritueller Humbug?

Human Design begegnete mir zum ersten Mal wenige Tage, bevor ich aus der Elternzeit in meinen alten Job als Lektoratsassistentin zurückkehren wollte. Ich hatte die Elternzeit erfolgreich hinter mich gebracht — und ja, für mich war es ein „hinter mich bringen“ —, die Eingewöhnung in die Krippe erfolgreich gestartet und freute mich auf meine Kolleginnen, die Verlagswelt und darauf, endlich wieder meinen Kopf ohne Ablenkung benutzen zu können. Bis zu dem Zeitpunkt stand es für mich außer Frage, dass es die absolut richtige Entscheidung war, in meinen alten Job zurückzukehren.

Little did I know, — dass ich nicht mal den leisesten Schimmer hatte, wie ich überhaupt korrekt Entscheidungen treffe.

Als ich über den Begriff Human Design stolperte und googelte, was es überhaupt war, war ich sofort wie magisch in den Bann gezogen. Und das, obwohl ich zu dem Zeitpunkt nicht mal ansatzweise spirituell unterwegs war. Nach dem Abi war es eigentlich mein Traum, Astronomie bzw. Astrophysik zu studieren und wenn jemand fälschlicherweise Astrologie sagte, korrigierte ich ihn damals vehement, denn mit so etwas wollte ich nicht in Verbindung gebracht werden. Es reichte dann „nur“ für Physik des Erdsystems, doch auch hier stand nach wie vor die Wissenschaft für mich im Vordergrund. Und selbst bei meiner anschließenden Ausbildung im Verlag, brachte mich nichts von meiner heiligen Wissenschaft weg. You get it: Kim war Wissenschaftlerin durch und durch.

Human Design war also mehr als nur ein System, um mich selbst besser zu verstehen, — es war meine Eintrittskarte in die Spiritualität.

Und ganz ehrlich? Zu Beginn war ich absolut überfordert damit, dass man angeblich anhand der Geburtsdaten (Geburtstag, Geburtsort und Geburtszeit) bestimmen können soll, wie man korrekte Entscheidungen trifft, was für eine Persönlichkeit man hat und vieles mehr. Das passte überhaupt nicht in mein Weltbild und ich war auch eigentlich nicht gewillt, dieses von heute auf morgen auf den Kopf zu stellen. Ich hinterfragte viel und tastete mich langsam heran.

Doch je tiefer ich in dieses System eintauchte, desto weniger konnte ich abstreiten, dass es zu 100% auf mich und sämtliche Menschen, deren Geburtsdaten ich erhaschen konnte, zutraf. Ich war geschockt und begeistert und so langsam wurde mir so einiges klar. Vor allem, dass ich bisher meine Entscheidungen meistens falsch getroffen hatte, nämlich aus dem Moment heraus. Dabei gehöre ich mit der sogenannten emotionalen Autorität wie 50% aller Menschen zu denen, die sich Zeit lassen sollten für Entscheidungen, um gefühlt klar zu sein. Und auch hier lest ihr vielleicht bereits heraus, dass zum Beispiel das Sprichwort „eine Nacht drüber schlafen“ nur für die Hälfte der Population gilt.

Am meisten begeisterte mich, dass Human Design ein System ist, das die Individualität eines Menschen betont. Ein System, das uns das Gefühl gibt, einzigartig und vor allem richtig zu sein, mit allen Ecken und Kanten. Je länger ich mich mit Human Design beschäftigte, desto sicherer wurde ich darin, von meinem spannenden neuen Wissen zu berichten, auch wenn es sich oft sehr nach Coming Outs anfühlte, weil ich mich plötzlich mit nicht-wissenschaftlichen Themen befasste. Doch die gute Nachricht für die Wissenschaftler:innen unter euch (und mich): Human Design enthält viele Aspekte aus der Wissenschaft. So findet ihr unter anderem die Quantenphysik oder die Epigenetik darin wieder.

Für mich persönlich hat Human Design den Stein ins Rollen gebracht und mich ab dem Zeitpunkt, als ich mich auf dieses Experiment einließ, auf komplett neue Wege befördert. Ich habe nicht nur ein Tool kennengelernt, mit dem ich mich selbst und meine Mitmenschen täglich besser verstand, sondern auch mein Bewusstsein so weit geöffnet, dass ich eine wahre Verbindung zu mir selbst aufbauen konnte. Für mich ist das System mittlerweile ganz klar kein Humbug mehr.

Wenn ihr euch also von Human Design gerufen fühlen solltet, kann ich euch nur wärmstens ans Herz legen, euch auf diese Reise einzulassen — es könnte sein, dass sie auch für euch die Eintrittskarte in ein neues, sehr viel bewussteres Leben ist.